Rolf Stolz     · · ·     Literatur und Photographie

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TAGEHEFT

ZUM TAGEHEFT
In den Tageheften habe ich seit dem 1. Mai 2011 Tag für Tag festgehalten, was mir wichtig war - in einem oder mehreren Sätzen. Hier im Netz sind diese Texte seit April 2013 erschienen. Das erste Tageheft (2011-2012) ist 2016 als Buch erschienen, das zweite (2013-2014) 2017, das dritte (2015-2016) 2018, das vierte (2017-2018) 2019 (siehe unter AKTUELLES).

31. März 2020
Unten: Angekommen.

30. März 2020
Niemand kämpft freier als ein Einzelner ohne fremden Auftrag.

29. März 2020
Die äußere Leere regt unsere innere verborgene Fülle an hervorzutreten.

28. März 2020
Die Suche nach barocken 0rnamenten führt auf dem modernen Sichtbeton nicht weiter.

27. März 2020
Sollten nicht alle Straßenschilder auf einem Zusatzblech mit den Angaben von wann bis wann all jene Namen tragen, die sie einst trugen – einschließlich der Adolf-Hitler-Straßen? Wir kommen nicht weg von unserer Geschichte. Nur das exakte Erinnern schützt vor Wiederholungsversuchungen und -versuchen. Aber es schmerzt doch! Ja, es soll schmerzhaft sein für die Kinder der Schuldigen, der Mitgelaufenen, der Opfer. Denn der Schmerz der Erinnerung immunisiert.

26. März 2020
Ein Historiker, der ein Denkmal beseitigen oder einen Namen streichen will, hat seinen Beruf verfehlt.

25. März 2020
Die Rache ist ufer- und hoffnungslos.

24. März 2020
In Zeiten des Krieges vielleicht das Traurigste von allem: Die durch eine wahnhafte Ideologie und eigene Schwächen verführten Mitläufer und Mitmarschierer in den Reihen der Taliban, des Islamischen Staats, der SS-Leute, der Tschekisten. Unter ihnen sind viele im Prinzip und unter anderen Zeitumständen gute Menschen. Man möchte sie und ihr Leben retten, aber dies können nur sie selbst, und sie müßten dazu abschwören und als erstes die Seite wechseln.

23. März 2020
Wer würde es wagen, den hochdekorierten General Jacques-Philippe Leclerc, abgestürzt in Algerien 1947, für einen ehrenhaften Soldaten und einen französischen Patrioten zu halten? Der französische Militärpfarrer Baume, der bei der von Leclerc befohlenen Exekution von zwölf französischen Freiwilligen der Waffen-SS-Division CHARLEMAGNE in Karlstein bei Bad Reichenhall dabei war, hielt jedenfalls mehr von den Ermordeten als von einer die Marseillaise grölenden Menge feiger Egoisten. Ein Mord am 8. Mai 1945, wenige Stunden vor dem Kriegsende, ohne Gerichtsverfahren, verfügt von einem Franzosen in amerikanischer Uniform. Die gerechten und milden Sieger gab es als Einzel- und Ausnahmefall vor der Moderne - in Zeiten, in denen noch einzelne Herrscher anordnen konnten und ehe die Großstrukturen der Kollektive und ideologischen Systeme bestimmend wurden.

22. März 2020
Auch der Aristokrat ist entweder ein Staatsbürger oder staatenlos.

21. März 2020
Das Diskriminierungsverbot sollte einschließen, daß verschiedene Nachfolgeparteien verschiedener Diktaturen gleich bewertet und behandelt werden.

20. März 2020
In einem Land, das eine Verfassung hat, hätte ein Verfassungsschutz die Aufgabe, diese zu schützen.

19. März 2020
Daß ein bestimmtes Maultier ein wunderbares Exemplar ist, ändert nichts an seinem grundlegenden Problem: Es ist kein Esel und es ist kein Pferd. Deshalb kann es sich nicht fortpflanzen. Auch das in vielem gelungene GRUNDGESETZ, 1948/49 von den Besatzungsmächten dem westlichen Separatteil geschenkt - zur Besitzstandssicherung in einem gespaltenen Land und zur Verhinderung einer österreichischen Lösung - wird nicht durch unzutreffende Etikettierung zur VERFASSUNG. Nach 1990 ist es das geblieben, was es war, ein Provisorium und eine Vorstufe zu einer Verfassung für das ganze Land und alle seine Staatsbürger.

18. März 2020
Die Zivilgesellschafter verwechseln Code Civil und Kot Zuviel.

17. März 2020
Es wird sich mir nie erschließen, was an der Bürgerlichkeit gut sein soll. Daß sie besser ist als das Allerschlimmste, ist allerdings richtig.

16. März 2020
Die Widersprüchlichkeit des Fortschritts: Das große Laissez-faire der Fürsten und Könige im Hinblick auf die Sprache ihrer Untertanen, das infame diktatorische Hineinzwingen in die Einheitssprache der angeblich großen Nation durch die von Neid und revolutionärer Uniformitätszwanghaftigkeit zerfressenen kleinen und großen Bürger.

15. März 2020
GLAUBENSWISSEN – die tödliche Fehlkonstruktion der Gnostiker.

14. März 2020
In dem Entlassungsgespräch mit dem Journalisten wurde ganz im Vertrauen und UNTER DREI erwähnt, daß als Angriff auf die Meinungsfreiheit seine Anregung, man könne auch einmal eine regierungsamtlicherseits verfemte rechtskonservative Wochenzeitung zum Sonntagsritual des MITTAGSGESPRÄCHS einladen, eine gewisse Rolle gespielt habe.

13. März 2020
Es gibt bei der frühen Prägung und (Chloro)Formierung von Journalisten bestimmte Erregerherde, von denen aus sich die Krankheit der parteigebundenen Vermischung von Bericht und Bewertung, von Interview und Kommentar ausbreiten soll. Während einst die SED erfolgreich Westkader und Agenten einschleuste in die rheinische Journalistenausbildung der achtziger Jahre, gebiert heute der niemals trockengelegte Berliner Agitprop-Sumpf immer wieder neue infizierte Infizierer und plaziert sie strategisch im Netzwerk der Desinformationsstrategen.

12. März 2020
Du meinst zu denken, während du die Gegenwart fühlst?

11. März 2020
Denke an die Zeiten der Hexenvertilger: Die Koryphäen fast alle für die Existenz und das Verfolgen der Hexen. Die wenigen Widersprechenden treten wie der Graf Spee erst gegen Ende der Tragödie auf.

10. März 2020
Waren sie nicht auch ein Prozent oder sogar weniger als ein Prozent der Bevölkerung? Die Juden, denen ironisch ihre Erschießung oder alternativ ihr Einsatz bei nützlicher Arbeit versprochen wurde.

9. März 2020
Wer sich erinnert, was die Intellektuellen, also die natürlichen Feinde der Weisen und der Dichter, im Laufe der Jahrhunderte angerichtet haben, wird sich wohl kaum das Heil von der menschengezeugten Künstlichen Intelligenz erwarten.

8. März 2020
Die konsequente mentale Überlastung der Menschen ist der sicherste und eleganteste Weg, der Herrschaft der Künstlichen Intelligenzen den Weg zu bereiten.

7. März 2020
Immerhin gibt es Hinweise aus der verschwundenen Welt. Dazu gehört, daß Machtteilung selten funktioniert hat und selten länger als Übergangsperiödchen. Schon bei den Triumviraten.

6. März 2020
Was WISSEN wir von der Geschichte? Die Namen der Windspiele des großen Friedrich, die Zahl und den Namen seiner Tischgäste und Ähnliches. Aber die Gründe des Handelns und die Grundlagen der gesellschaftlichen Entwicklungen bleiben unserem Wissen verschlossen. Hierin sind wir angewiesen auf mehr oder weniger methodische Vermutungen, auf unser GLAUBEN und MEINEN.

5. März 2020
Was sagt uns die Geschichte? Uns? Nichts. Die Geschichte ist und bleibt stumm und kennt uns nicht.

4. März 2020
Sprengsätze an Gebäuden, Sprengsätze auf Papier in den Gehirnen.

3. März 2020
Ein Krieg ohne Blutspur ist ein Krieg im Kino.

2. März 2020
„Warum war ich voller Haß?“, fragt sich die Terrorhelferin Ingrid Strobl, die sich mit dem Staat abgefunden und angefreundet hat. Besser wäre es, sie würde sich fragen, warum sie weiter und lebenslänglich voller Haß ist – jetzt exklusiv reserviert für alles, was ihr aufgrund ihrer verdrehten Optik als rechts von ihr erscheint.

1. März 2020
GUTE NACHT kann man wünschen für das Zusammenleben mit Sprengstoffenthusiasten.

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